11 - 13 Uhr:
Matthias Bickenbach(Köln)
Christoph Keller (Berlin)
Hubertus Kohle (München)
Claus Pias (Weimar)
Martin Warnke (Lüneburg)
Moderation: Wolfgang Ernst

In diesem ersten Teil wird die Ordnung der Archive als Organisation von Wissen historisch und kulturwissenschaftlich untersucht, wobei es primär um die Differenzen von bildlicher und schriftlicher sowie von filmisch-analoger und digitaler Erfassung in Bildarchiven geht. In diesen Zusammenhang gehören Problematiken historischer Bildarchive (etwa Aby Warburgs Mnemosyne-Atlas) ebenso wie Untersuchungen zu historischen Bildordnungen und zur Geschichte technischen Abbildens, Vermessens und Überwachens. Ein weiterer Aspekt ist das Verhältnis zwischen Speichermedium und kulturell kodifiziertem Blick: Stehen wir mit der digitalen Adressierbarkeit von Bildern an einer erneuten Wende ikonologischer Ordnung, einer, die neue Bedeutungsträger, neue "Lexeme" produzieren wird, wie es einst zuzeiten Morellis geschah? (Nicht umsonst ist eines der ersten Bilderkennungsprogramme nach ihm benannt.) An dieser Stelle wären auch Fragen des Bildes als Dokument zu diskutieren: die verborgene Autorschaft in der found footage von Wissenschafts-, Kultur -, und Industriefilmen etc. genauso wie die "Herrenlosigkeit" (Tobias Nagel) digital reproduzierter und von nun an jederzeit veränderbarer und frei kombinierbarer Bilder.

14 - 16 Uhr:
Tom Holert (Köln)
Tom Keenan (New York)
Bill Nichols (San Francisco)
Lisa Parks (Santa Barbara)
Hartmut Winkler (Paderborn)
Moderation: Ute Holl

Auf einem zweiten Panel wird untersucht, inwieweit eine neue Organisation von bildlichem Wissen politische Bedeutung implementiert. Die These vom "Pictural Turn" (William J.T.Mitchell), einem Paradigmenwechsel von Wort zu Bild, würde mindestens verlangen, den Status des Bildes und besonders des filmischen, bewegten Bildes genauer zu fassen. Welche Interferenzen haben Filmbilder auf dem Feld traditioneller politischer Ikonographie gebildet, und wie transformieren neue Bildverarbeitungsysteme die Kunst politischer Filmkritik? Hierzu gehören auch Thesen zur Entwicklung der Schnittstellen zwischen menschlicher Wahrnehmung und Bildertechniken (bis hin zur Politik der Satellitenbilder). Wenn das Archivprojekt an diesem Punkt den größeren Komplex der Bildkultur im Netz berührt, dann auch deshalb, um das Interesse an einer künstlerisch-wissenschaftlichen Bildkultur schärfer formulieren zu können, einer, die schon historisch immer nur im Schlepptau der militärischen und kommerziellen Bilderwelten laufen sollte. Und hier wird schließlich auch zu fragen sein, was in einer Um-Ordnung der Archive möglicherweise endgültig verschwindet: welche sinnliche Wahrnehmung, welches bildliche Wissen.

17 - 19 Uhr:
Dirk Baecker (Witten)
Wolfgang Ernst (Berlin)
Harun Farocki (Berlin)
Ute Holl (Hamburg)
Friedrich Kittler (Berlin)
Joachim-Felix Leonhard (Berlin / Frankfurt)
Moderation: Stefan Heidenreich

In einem letzten Forum soll das Projekt des Bildarchives filmischer Topoi präzisiert werden. Zunächst geht es nochmals um den Topos, der als rhetorische techné selbst als eine kulturtechnische Verdichtung betrachtet werden könnte. Was sind filmische oder kinogeschichtliche Topoi? Welche künftigen Einträge, und welche Archivordnung lassen sich entsprechend entwerfen? An dieser Stelle geht es darum, festzustellen, inwiefern digitale Bildsuchmaschinen die lexikalische Suche nach filmischen Wendungen unterstützen können und inwieweit sie eigene und möglicherweise unerwartete strukturelle Unterscheidungen in die filmische Bildsortierung einbringen. Wird sich filmische Montage selbst unter dem Eindruck der neuen Adressierbarkeit verändern? Gilt es im Sinne einer filmischen Kulturgeschichte die Kunst und Technik filmischer Wahrnehmung gegen den Einbruch digitaler Transformation zu verteidigen, oder ließe sich anläßlich des Archivkonzepts eine Kooperation beider Techniken denken? Welche konkreten Optionen der Verankerung des Projekts ergeben sich aus den Resultaten des Events?